1. Frühe Entscheidung
- Im Rahmen meiner Ausbildung an der Muthesius-Werkkunstschule in Kiel lernte ich neben keramischem Gestalten auch Zeichnen, Aktzeichnen, Malen und die Möglichkeiten anderer Materialien für die künstlerische Praxis kennen und auszuprobieren.
- Besonders angetan war ich jedoch bald vom Material Terrakotta, der Masse, der Geschmeidigkeit und Festigkeit in den Händen, der dreidimensionalen Präsenz der Objekte.
- Das "Formen mit den Händen", haptische Tätigkeiten und "Anfassen- und Verändernkönnen" wurden und sind die bestimmenden Grundlagen meines angestrebten künstlerischen Arbeitens.
- Ich war von Beginn an auch immer besonders interessiert an der Gestaltung von meist menschlichen Köpfen, auch von Figuren und Gruppen.
2. Zu den Grundsätzen dieser Arbeiten:
- die "Reduktion von Komplexität", die Findung des "Kerns" eines Themas und die Beschränkung auf das Wesentliche der Form und der zum Ausdruck zu bringenden "Bedeutung";
- die Abneigung gegen das "Dekorative", das "Überladene", das "Glänzende", das "Bunte";
- daher die Vorliebe für materialnahe, häufig rauhe, körnige, rissige Oberflächen, zurückhaltenden Einsatz von Farben und Glasuren und Betonung der Eigenfarbe der gewählten
Sorte Ton.
3. Phasen
- Natürlich gab es im Laufe der künstlerischen Entwicklung Phasen, in denen ich schwerpunktmäßig auch an anderen , unterschiedlichen Gestaltungsideen gearbeitet habe:
- eine Phase der Inspiration durch Figuren und Masken lateinamerikanischer und afrikanischer Kulturen;
- eine Phase der Suche nach dem ausgeprägten "Volumen" von biomorphen Objekten;
- dann eine Phase, die eher von "architektonisch" massivem, strengem und klarem Aufbau der Figuren geprägt war;
- auch der Versuch, Kopfformen zu teilen, aufzuschneiden, die Schnittkörper zu verschieben und zu verdrehen.
- In den letzten Jahren habe ich auch vermehrt mit der Einarbeitung fremder Materialien wie Scherben, Mosaiksteine und Glas gearbeitet.
4. Zur konkreten Arbeit
- Ich fertige in erster Linie Kleinplastiken an, Größere Arbeiten werden in Teilen erstellt, gebrannt und dann zusammengesetzt.
- Häufig ist es so, daß nach einer Anfangsidee und nach dem Beginn der Arbeit erst mit Fortschreiten der Gestaltung auch die Idee konkretisiert und präzisiert wird. Öfter kann dann letztlich etwas anderes entstehen, als zunächst angedacht und begonnen wurde.
- Das führt dann manchmal auch zu einer gewissen Irritation, wenn letztlich dem Werk ein
Name gegeben werden soll.
5. Zur Bedeutung der Arbeiten
- Meine Intention ist weitgehend bestimmt durch die Findung einer künstlerischen Form, die mich zufriedenstellt. Die Arbeiten haben keinen bewußt angestrebten konkreten, politischen, sozialen oder transzendenten Bezug. Sie sollen als ästhetisch gestaltete Objekte aus Ton, Form und Farbe für sich stehen.
- Der Betrachter hat immer die Freiheit, auch Anderes, Weiterführendes darin zu erkennen.
6. Anekdote:
...ich bin eine Ur-Ur-Ur-Enkelin des Goethe-Malers J. H. W. Tischbein...
Angelika Waskönig